Von Natur aus wäre die Buche in Deutschland die häufigste Baumart. Zwei Drittel Deutschlands (66 %) wären von Buchenwäldern bedeckt, gäbe es keine waldwirtschaftliche Nutzung durch den Menschen. In der Regel werden Buchen in einem Alter von 120-160 Jahren genutzt, also gefällt. Sie können aber deutlich älter werden, zum Teil sogar über 400 Jahre alt. Je älter Buchen werden, desto dicker und rissiger ist ihr Stamm. Wenn dann Äste abbrechen und Baumhöhlen entstehen, finden Pilze, Flechten, Kleinsäuger, Insekten und Vögel ihren Lebensraum. Tote Bäume oder Baumteile werden wiederum besiedelt und letztendlich im zersetzten Zustand dem natürlichen Kreislauf übergeben. Wenn in einem nicht bewirtschafteten Buchenwald ein alter Baum stirbt, macht er Platz für neues Leben.
In Nordrhein-Westfalen gibt es nur wenige Orte, an denen alte Buchenwälder so beeindruckend wachsen, wie im Waldnaturschutzgebiet Egge-Nord im Norden des Eggegebirges. Dieser Naturerbe-Wald bei Altenbeken erstreckt sich auf Flächen der Kreise Paderborn, Höxter und Lippe und ist Teil von Nordrhein-Westfalens größtem Naturpark, dem Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge. Er umfasst insgesamt rund 2.600 Hektar, einer Fläche von etwa 3.600 Fußballfeldern. Im Naturerbe-Wald liegen mehrere Naturwaldzellen mit einer Flächengröße von zusammen rund 600 Hektar, die bereits seit Jahrzehnten nicht mehr bewirtschaftet werden. Diese wurden nun zu großflächigen Wildnis-Entwicklungsgebieten erweitert. Auf rund 1.700 Hektar entsteht das bundesweit größte Areal zur Entwicklung von Buchenwald-Wildnis außerhalb von Nationalparken.
Der Naturerbe-Wald in OWL ist Teil der landesweiten Wildnis-Strategie, mit der Nordrhein-Westfalen einen wertvollen Beitrag zum bundesweit wie international verfolgten „Wildnis-Ziel“ beiträgt. Nach und nach entsteht dort ein „Urwald von morgen“. Bäume dürfen altern und zerfallen, Wald darf ohne menschliches Handeln neu entstehen. Gemeinsam mit der Senne und dem Teutoburger Wald ist das nördliche Eggegebirge zudem einer von insgesamt 30 in Deutschland liegenden „Hotspots der biologischen Vielfalt“, die vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) ausgewählt wurden. Das sind Regionen in Deutschland mit einer besonders hohen Dichte und Vielfalt charakteristischer Arten, Populationen und Lebensräumen, unsere Schatzkästchen der Natur.
2011 hat das Welterbekomitee der UNESCO die „Alten Buchenwälder Deutschlands“ in die Welterbeliste aufgenommen. Dabei handelt es sich um ausgewählte Waldflächen in den fünf Schutzgebieten Nationalpark Jasmund (Mecklenburg-Vorpommern); Serrahn im Müritz-Nationalpark (Mecklenburg-Vorpommern); Grumsin im UNESCO-Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin (Brandenburg); Nationalpark Hainich (Thüringen) und Nationalpark Kellerwald-Edersee (Hessen). Diese Gebiete repräsentieren die wertvollsten Teile großflächiger naturbelassener Buchenwälder in Deutschland. Sie ergänzen die bereits 2007 in die Welterbeliste aufgenommenen "Buchenurwälder der Karpaten" in der Slowakischen Republik und der Ukraine, mit denen die deutschen Gebiete nun eine gemeinsame Stätte bilden.
Die UNESCO stellt herausragende, einmalige Natur- und Kulturgüter unter weltweiten Schutz. Nach der Fossilienfundstätte Grube Messel (eingeschrieben 1995) und dem Wattenmeer (2009) sind die Buchenwälder die dritte Weltnaturerbestätte in Deutschland.
Die Buchenwälder im Naturerbe-Wald in OWL mit ihren beeindruckenden, teils 40 Meter hohen Bäumen, haben durchaus die Qualität der oben beschriebenen Weltnaturerbestätten. Wer weiß, vielleicht gibt’s ja bald eine Ergänzung der Liste…
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